Lawinengefahr
Aktuelle Lawinenwarnungen www.lawinenwarndienst-niederoesterreich.at
Seit dem Vordringen des Menschen in die schneebedeckten Bergregionen, wird der Mensch selbst, seine Siedlungen und Verkehrswege von Lawinen bedroht. Während er in früheren Zeiten diesen elementaren und gefährlichen Naturereignissen mit Hilfe seiner Erfahrung auszuweichen versuchte, muss er heute durch die veränderten Verhältnisse anders damit fertig werden. Durch unser Freizeitverhalten (Wintersport, Bergwandern, usw.) setzen sich auch Menschen dieser Gefahr aus, die nicht in lawinengefährdeten Gebieten wohnen.
Damit die Folgen solcher Ereignisse möglichst gering bleiben, sollte sich jeder ausreichende Kenntnisse über mögliche Auswirkungen und Selbstschutzmöglichkeiten vor diesen Gefahren aneignen.
Lawinen verwüsten die Täler der Alpen
Die Bewohner der Alpen wissen nur zu gut, was überaus ergiebiger Schneefall und starker Wind bedeuten; Lawinengefahr.
Lawinen sind in den Alpen nichts Ungewöhnliches, dennoch fürchtet man sie. Wer in eine Lawine gerät, wird leicht von Eis, Steinen, Bäumen und anderem von den Schneemassen mitgeführtem Bergschutt verletzt. Bei Staublawinen, die aus trockenem Neuschnee bestehen, droht eine weitere Gefahr: Der Verunglückte erstickt an dem feinen Pulverschnee, der beim Atmen in die Lungen dringt. Man schätzt, dass 35 Prozent der Opfer, die im freien Gelände von einer Lawine erfasst werden, sofort tot sind.
Wer überlebt, sieht sich einer dritten Bedrohung ausgesetzt: Er ist von einem Augenblick zum andern von einer Masse eingeschlossen, die hart werdendem Zement ähnelt. Unter Druck verwandelt sich Schnee in Eis, und selbst lockerer Pulverschnee kann sich in wenigen Sekunden verfestigen. Ist der Verschüttete nicht in der Lage sich selbst zu befreien oder sind nicht rasch genug Helfer zur Stelle, geht ihm bald der Sauerstoff aus, und er erstickt. Im Unglücksfall ist also jede Minute kostbar.
Lawinenarten
Schnelle Lawinen erreichen Geschwindigkeiten bis zu 300 Kilometern pro Stunde. Sehr große führen Millionen Tonnen von Schnee, Eis, Geröll und Bäumen mit sich. Große Lawinen können in 15 - 20 Sekunden 1000 Meter Berghang hinabrutschen und prallen mit großer Gewalt im Tal auf.
Schneelawine
Wohl selten in der Natur braucht eine derart zerstörerische Kraft wie die Schneelawine einen so geringfügigen Auslöser. Ein Windstoß, eine Erschütterung, ein umstürzender Baum oder ein Wanderer genügt, um Schnee, der sich an einem Hang gesammelt hat, ins Rutschen zu bringen.
Staublawine
Staublawinen bestehen aus Neuschnee. Dieser vermischt sich mit Luft und bildet so eine Wolke, die mit einem pfeifenden Geräusch oder auch lautlos ins Tal stürzt und dabei eine gewaltige Druckweile vor sich herschiebt.
Schneebrettlawinen
Schneebrettlawinen entstehen, wenn schwerer, verdichteter Schnee abbricht und in großen, verheerenden Schollen niedergeht.
Das charakteristische Geräusch der Schneebrettlawine ist der Knall, mit dem sie sich löst.
Grundlawinen
Die meist im Frühjahr abgehenden Grundlawinen bestehen aus nassem Schnee, der sich, während er rutscht, mit Bergschutt vermischt.
Erkennen der Lawinengefahr
Die Überlebenschance eines Lawinenverschütteten hängt wesentlich von der Verschüttungstiefe und der Verschüttungsdauer ab. Die Statistiken belegen, dass nach Stillstand der Lawinen die Überlebenschance eines Verschütteten 80 Prozent beträgt. Sie vermindert sich für jede Stunde je um die Hälfte, das heißt, nach einer Stunde beträgt sie nur noch 40 Prozent, nach zwei Stunden 20 Prozent, nach drei Stunden 10 Prozent usw.
Eines der wichtigsten Anzeichen für Lawinengefahr sind bereits abgegangene Lawinen. Lawinengefahr ist Lebensgefahr daher ist die Beratung durch einen Fachmann (Bergführer, Lehrwart, Skilehrer) sehr förderlich!
Niemand, kann einen Hang als lawinensicher einschätzen |
Das Schwierige ist, Hänge, wo die Wahrscheinlichkeit eines Lawinenabganges zu hoch ist, zu meiden! Zumeist sind sie die schönsten Hänge zum Skifahren.
1. Windverfrachteter Schnee
Die meisten Unfälle passieren während oder gleich nach Neuschneefällen durch Schneebretter, die der Wind aufgebaut hat. Meiden Sie in dieser Zeit Hänge, wohin der Wind den Schnee verfrachtet hat!
2. Schwimmschnee
Bei kalten Außentemperaturen (besonders bei klarem Himmel) bildet sich eine Temperaturdifferenz in der Schneedecke. Dadurch wird die Schneedecke bzw. einzelne Schichten locker; die Schneekristalle verlieren den Zusammenhang.
Diese lockeren Schichten nennt man Schwimmschnee.
Man erkennt ihn daran, dass er trocken ist und wie Kristallzucker rieselt. Auf solchen lockeren Schichten können Schneebretter leicht abrutschen.
Vor allem in schneearmen Wintern bilden sich oft solche gefährlichen Schwimmschneeschichten.
Besondere Gefahrenzeichen: Geräusche in der Schneedecke (plötzliches Zischen oder "Wumm")!
3. Durchfeuchtung
Warmlufteinbruch, Föhn, Regen oder Sonne können die Schneedecke dermaßen durchfeuchten, dass Nassschneelawinen abgehen können. Das ist durch aufmerksames Beobachten leicht erkennbar.
Faktoren, die die Überlebenschance beeinflussen
1. Ausrüstung
Wer ohne Verschüttetensuchgerät, Rucksackschaufel und Tourensonde abseits der Piste im Tiefschnee unterwegs ist, handelt fahrlässig.
Wenn Sie die Hände in den Stockschlaufen haben, können Sie sich kaum gegen den Sog in einer Lawine wehren! Fangriemen ziehen Sie wie Anker in die Tiefe.
Den wirklich erfahrenen, kompetenten Tiefschneefahrer erkennt man daran, dass er abseits der Piste mit den Händen aus den Stockschlaufen fährt, keine Fangriemen hat und die entsprechende Ausrüstung mit hat (VS-Gerät eingeschaltet umgehängt, Schaufel und Sonde im Rucksack.)
2. Lawinenhänge meiden
Meiden Sie Hänge, wo Sie ein ungutes Gefühl hatten
Manche (doch leider nicht alle) Gefahrenzeichen können Sie mit dem Schistocktest feststellen. Zum Beispiel:
Wenn der Schistock zuerst härtere, dann plötzlich weichere Schichten durchstößt. Oder: Harter "Deckel" auf weicherer Schicht.
3. Steilhänge einzeln fahren
Falls Sie keine Gefahrenzeichen erkennen können, dann können Sie die Tiefschneehänge genießen. Allerdings müssen Sie trotzdem mit Fehleinschätzungen rechnen! Kompetente Gruppen erkennt man daher daran, dass steile Hänge prinzipiell einzeln (von sicherem Sammelpunkt zum nächsten) gefahren werden.