Schutz für das Gebäudeinnere
Die richtige Wahl der Baustoffe ist für die Begrenzung von Hochwasserschäden wesentlich. Besteht die Möglichkeit, dass im Hochwasserfall Wasser ins Gebäude eindringt, sind bevorzugt wasserbeständige beziehungsweise unempfindliche und möglichst hohlraumarme Baustoffe zu verwenden. Stark wasseraufnahmefähige Materialien sind zu vermeiden.
Wasserbeständige Baustoffe
In folgender Tabelle sind die gängigen Baumaterialien zusammengefasst und qualitativ im Hinblick auf ihre energiearme Trocknungsmöglichkeit und Wasserempfindlichkeit beurteilt.
Baustoff | Beispiel | Wasserempfindlichkeit |
Baustoffe auf Gipsbasis | Spachtelgips, Stuckgips | ![]() |
Gipskartonplatten | ![]() |
|
Putzgipse | ![]() |
|
Baustoffe auf Kalkbasis | Kalksandsteine | ![]() |
Mörtel, Putz' | ![]() |
|
Beton | ![]() |
|
Mauersteine, Pflaster | ![]() |
|
Estrich | ![]() |
|
Porenbeton (Gasbeton) | ![]() |
|
Mantelbeton | ![]() |
|
Leichtbeton | ![]() |
|
Gebrannte Baustoffe | Vollziegel | ![]() |
Hochlochziegel | ![]() ![]() |
|
Klinker | ![]() |
|
Steinzeugwaren | ![]() |
|
Steingutwaren | ![]() ![]() |
|
Baustoffe aus Holz | Balken | ![]() ![]() |
Bretter | ![]() |
|
Spanplatten | ![]() |
|
Holzwolleleichtbauplatten | ![]() |
|
Parkett | ![]() |
|
Baustoffe aus Bitumen | Dichtungsbahnen | ![]() |
Anstriche | ![]() |
|
Baustoffe aus Metall | Stahlträger | ![]() |
Kupfer- / Zinkbleche | ![]() |
|
NiRo-Bleche | ![]() |
|
Baustoffe aus Kunststoff | Plastomere (z.B. Polyethylen, Polystyrol) |
![]() ![]() |
Duromere (z.B. Polyester, Epoxidharz) |
![]() ![]() |
|
Elastomere (z.B. Nitril-Kautschuk) |
![]() ![]() |
Legende
gut geeignet (nicht oder nur gering wasserempfindlich)
mäßig geeignet (bedingt wasserempfindlich)
ungeeignet (stark wasserempfindlich bzw. * hoher Trocknungsaufwand)
Verwendungsbereich für Baustoffe
Der folgender Tabelle kann eine Zusammenstellung der im Rahmen des Gebäudeausbaues häufig verwendeten Baustoffe, nach den Verwendungsbereichen gegliedert in die Kategorien wasserbeständig beziehungsweise nicht wasserbeständig, entnommen werden.
Verwendungsbereich | Ungeeignete Baustoffe (nicht wasserbeständig) |
Geeignete Baustoffe (wasserbeständig) |
Außenwandbekleidungen | Holzplatten Thermohaut-Verbundsystem |
Mineralische Putze auf Basis von Zement bzw. hydraulischen Kalken Kunstharz Putze Faserzementplatten. |
Wände | Gipsplatten Holzwände |
Beton/Leichtbeton herkömmliche Stein auf Steinbauweise (Kalksandstein, Ziegel etc.) Glasbausteine. |
Fenster/Türen | Holz (unversiegelt) | Holz (versiegelt) Kunststoff Aluminium |
Innenwandbekleidungen | Gipsputz Gipskartonplatten Tapeten Holzverkleidungen Korkverkleidungen |
Mineralische Putze auf Basis von Zement bzw. hydraulischen Kalken Wandfließen Klinker |
Bodenbeläge | Parkett Textile Beläge Linoleum Kork Holzpflaster |
Beton Estrich Fließen Gussasphalt |
Wärmedämmung | Faserdämmstoffe |
Um den Reinigungs- bzw. Reparaturaufwand zu minimieren soll bei der Materialwahl speziell auf die Erneuerbarkeit beziehungsweise Wiederherstellbarkeit nach Überschwemmungen geachtet werden. Ein wesentliches Kriterium für die Auswahl ist die rasche, energiearme Trocknungsmöglichkeit. Darüber hinaus sollten Wasserdampfsperren (zum Beispiel reiner Zementputz) und saugende Materialien (zum Beispiel Teppichböden, Dämmstoffe aus Mineralwolle) vermieden werden. Zu bevorzugen sind Wandbekleidungen wie mineralische Putze auf Basis von Zement oder hydraulischem Kalk, da wasserabweisende und wasserdampfdurchlässige Materialien die Austrocknung des Mauerwerkes begünstigen und die Gefahr der Schimmelbildung verringern.
Hochwassersichere Installationen und Heizungsanlagen
Heizungsanlagen sollten ebenso wie wichtige elektrische Installationen, wie zum Beispiel Stromverteilerkästen, in den Obergeschossen hochwassersicher installiert werden. In von Hochwasser betroffenen Bereichen (Keller, Erdgeschoss) sollten darüber hinaus auch untergeordnete elektrische Installationen möglichst hoch über dem Fußboden angebracht werden. Die betreffenden Stromkreisläufe müssen getrennt abschaltbar bzw. gesichert sein. In hochwassergefährdeten Gebieten sollte auf Ölheizungsanlagen grundsätzlich verzichtet werden. Das Auslaufen von Öl infolge von undichten Stellen im Heizungssystem oder am Heizöltank kann zu nachhaltigen Beschädigungen des Gebäudes sowie der Inneneinrichtung führen.
Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass austretendes Öl erhebliche Verunreinigungen ober- und unterirdischer Gewässer verursachen kann.
Ist eine Umstellung auf andere Energieträger nicht möglich, ist der Tank zusammen mit allen Anschlüssen und Öffnungen (Öleinfüllstutzen, Belüftung) so abzusichern, dass von außen kein Wasser eindringen kann.
Weiters ist der Tank durch geeignete Halterungen gegen Aufschwimmen zu sichern. Der "kritische Lastfall" für die Bemessung des Tanks im Hinblick auf das Aufschwimmen bildet der nicht gefüllte Tank. Für die Bemessung der Halterungen gegenüber Auftrieb ist daher vom leeren Tank auszugehen.
Schutz der Inneneinrichtung
Grundsätzlich sollten höherwertige Nutzungen, die durch Hochwässer beschädigt werden könnten, nur in hochwasserfreien Geschossen erfolgen. In den von Hochwasser betroffenen Gebäudebereichen sollten nur wasserunempfindliche Einrichtungsgegenstände verwendet werden, die ausreichend mobil sind (Kleinmöbel) und im Hochwasserfall in Sicherheit gebracht werden können. Vorbeugend ermöglicht daher die ausreichende Berücksichtigung von entsprechend dimensionierten Toren und Stiegenhäusern im Zuge der Planung von Gebäuden eine Optimierung der Räumung möglicherweise von Hochwässern betroffener Geschosse.
Sperrige oder fest installierte Einrichtungsgegenstände (Einbauküchen, -kästen, Saunen oder ähnliches) sind zu vermeiden. Da diese im Hochwasserfall nicht in Sicherheit gebracht werden können, wären erhebliche Schäden zu erwarten.